„Und vor allem viel Theater“ – Fontanes Roman ‚Graf Petöfy‘, sein Bild von Österreich-Ungarn und die Allgegenwart des Theaters

Vortrag von Prof. Dr. Michael Scheffel beim Fontane-Kreis Leipzig am 9. Oktober 2024

von Alexander Rathert

Da staunt doch jeder Fontane-Kenner: In dessen umfangreichem epischen Alterswerk gibt es einen Roman mit dem ungarisch anmutenden Titel Graf Petöfy, und folgerichtig, die Handlungsorte sind dementsprechend in Wien und Ungarn angesiedelt. Man fragt sich, wie kommt es dazu bei dem sonst so mit Preußen, Berlin und Brandenburg verwachsenden Theodor Fontane?  Aber immerhin, in der melodramatisch verlaufenden Liebes- und Ehegeschichte zwischen einem alten ungarischen Grafen und einer jungen Schauspielerin ist wenigstens letztere preußischer Herkunft..!

In seinem tiefschürfenden Vortrag brachte der Referent Prof. Dr. Michael Scheffel in all diese Wirrnis Klärung, Sinngebung und System! Dabei ging er intensiv auf das für Fontane so typische Gestaltungsprinzip des theaterdramatischen Romanaufbaus ein, wie ebenso auf seine meisterliche Charakterisierungskunst anhand von Gesprächen zwischen den handelnden Personen. Aber auch Hintergründe und Intentionen zur Stoff- und Ortswahl wurden vielseitig beleuchtet. In seinem Vortrag verstand es Prof. Scheffel, uns Zuhörern die etwas schwierige und sperrige Materie auf fesselnde, verständliche und auch unterhaltsame Weise nahezubringen. Man spürte in jeder Phase, dass Prof. Scheffel ein absoluter Kenner und ausgewiesener wissenschaftlicher Spezialist für die epische Literatur des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ist. Er verstand es ausgezeichnet, unser Interesse zu wecken, was sich auch in der anschließenden kurzen Diskussion zeigte. Diese Veranstaltung sollte doch für uns Fontanebegeisterten ein Anlass sein, den wenig bekannten Roman aus seiner Feder wiederum zu lesen, mit all der Kenntnis des am 9.10.2024 in der Stadtbibliothek Leipzig Gehörten!

Prof. Dr. Michael Scheffel bei seinem Vortrag in Leipzig. Foto: Monika Stoye

 

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