von Christine Klein
Am 6. Juli 2022 traf sich der Fontane–Kreis Leipzig zur Würdigung des 200. Todestages von E.T.A. Hoffmann in der Leipziger Stadtbibliothek.
Die Lebenslinien Fontanes und Hoffmanns verliefen nur kurz parallel; im Todesjahr Hoffmanns war Fontane gerade 3 Jahre alt. Dennoch kannte Fontane den vielseitigen Romantiker als bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit, als Autor, Karikaturist, Komponist, Musikkritiker und schrieb dazu in dem Brief an Wilhelm von Merckel vom 18. Februar 1858 aus London:
„Wir sind nun mal keine Genies, selbst unser bester und jüngster ist keins. Dies müssen wir im Auge behalten, wenn wir Leuten wie Hoffmann und Ludwig Devrient gerecht werden wollen“
Mit einer Lesung wurde Leben und Werk E.T.A. Hofmanns vorgestellt, wobei biografische Notizen, Briefe, Einlassungen von Weggefährten und Zeitzeugen, wechselnd mit eigenen Dichtungen Hoffmanns, zu Gehör gebracht wurden.
Besonders der Leipzig–Bezug in E.T.A. Hoffmanns Lebenslauf war der geneigten Zuhörerschaft meist unbekannt. Im bewegten Jahr 1813 arbeitete Hoffmann mit der Operntruppe Seconda in Leipzig und schrieb in dieser Zeit auch interessante Artikel für Leipziger Musikzeitschriften. Und er verkehrte im Hause des Polizeiaktuars Carl Friedrich Wilhelm Wagner, dem Vater von Richard Wagner, und verbrachte mit ihm wahrscheinlich sehr anregende und angenehme Stunden in den einschlägigen Wirtshäusern der Stadt.
Als großer Musikkenner änderte er konsequent seinen Namen von Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann in Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, ein Zeichen der großen Verehrung des musikalischen, kompositorischen Genies Wolfgang Amadeus Mozart. Diese für Hoffmann wichtige und konsequent ausgeführte Hommage an den großen Komponisten war sicher nicht jedem bekannt.
Lohnend war es, dieses Multitalent Hoffmann in den Mittelpunkt einer Veranstaltung des Fontane-Kreises zu stellen, denn auch sein literarisches Werk ist wahrhaft vielfältig. Zu Lebzeiten durchaus kontrovers aufgenommen, sollte man zur Beurteilung der literarischen Qualität seiner Arbeiten, ihrer Wirkung auf die Leserschaft heute, seine Erzählungen wieder einmal zur Hand nehmen.
Die Auswahl Texte stellte Michael Raschle in Zusammenarbeit mit Monika Stoye zusammen.
Helga Sylvester und Michael Raschle lasen mit Freude und hoher Sprachkultur die ausgewählten Passagen, ergänzt durch zeitgenössische Bilder und Zeichnungen Hoffmanns.
Die über 60 Fontane-Freunde bedankten sich für diesen inspirierenden Abend mit freundlichem Beifall bei den Künstlern und empfanden ihn als Anregung für künftige
Lektüre des umfänglichen Werkes von E.T.A. Hoffmann, das im Bestand der Leipziger Stadtbibliothek gut repräsentiert ist.
Foto: Ursula Oehme
Vielen Dank für die Komplimente und die gute und intensive Zusammenarbeit mit Monika Stoye Vom Fontane Kreis bei Lektüre und Auswahl. Helga Sylvester ist eine mitreissende Lesepartnerin. es war ein schöner Anlass!
Leider konnte ich den Vortrag / Lesung zu E.T.A. Hoffmanns 200. Todestag am 6. Juli nicht besuchen. Aus der Zusammenfassung von Christine Klein habe ich dennoch für mich neues erfahren. Wie vermutet war auch mir der Namenswechsel von Wilhelm zu Amadeus nicht bekannt. Nebst der Verehrung des musikalischen, kompositorischen Genies Wolfgang Amadeus Mozart mag auch eine gemeinsame Vorliebe für Geheimbünde eine Rolle gespielt haben.
Aus der Gegend vom Hochrhein verfolge ich immer gerne die Veranstaltungen des Fontane-Kreises Leipzig.
Wenn das wofür man brennt auf die Zuhörer überspringt und sie gespannt und mit Freude dem Inhalt, wie in unserem Fall, den genialen E.T.A. Hoffmann folgen, dann ist das der größte Dank. Und danken möchte ich den beiden Initiatoren Monika und Michael für ihre intensive Arbeit im Vorfeld sowie all denen, die sich so freundlich zu unseren Vortrag geäußert haben.