Spionage im Anblick von Jeanne d’Arc – Wie Fontane in Frankreich dem Tod entging

Veranstaltung des Fontane-Kreises Leipzig am 4. April 2022 in der Stadtbibliothek

Es beweist sich seit je: Das Leben schreibt die besseren Geschichten, selbst wenn sie Schriftsteller betreffen. Dass Theodor Fontane Kriminalfälle zu erzählen wusste, ist nicht nur in Grete Minde, Ellernklipp und Unterm Birnbaum nachlesbar. In Kriegsgefangen (1871) schildert der Autor, wie er selbst im lothringischen Domrémy verhaftet wurde. Als Journalist war er den deutschen Truppen 1870 nach Frankreich gefolgt und gelangte auf gegnerisches Territorium, wo er als Spion verhaftet wurde. Der Autor versicherte, dass er nur die Geburtsstatt der legendären Jeanne d’Arc betrachten wollte, doch wurde Fontane vors Kriegsgericht gestellt. Gabriele Radecke und Robert Rauh begaben sich auf Spurensuche und widersprechen im Buche Fontanes Kriegsgefangenschaft dem Selbstbiografen, denn Fontanes Schilderungen können nicht den Tatsachen entsprechen. Am 4. April lud der Leipziger Fontane-Kreis zur kriminalistischen Spurensuche in die Stadtbibliothek. Autor und geehrter Lehrer Robert Rauh berichtete vor vollem Hause über die Recherchen, die Fontanes eigne Worte Lügen strafen. Der Vortrag stellte mit Spannungsaufbau die SoKo Leipzig und den Tatort weit in seinen Schatten und präsentierte schließlich als überraschende Lösung Fontanes Revolver als Corpus Delicti. Womit die Eingangsthese erneut grandios bewiesen wurde.

 

Text: Henner Kotte

Foto: Petra Hesse

One comment

  1. Kurt Keller says:

    Schade, dass ich den Vortrag: Spionage im Anblick von Jeanne d’Arc – Wie Fontane in Frankreich dem Tod entging, in der Stadtbibliothek Leipzig, wegen der grossen Entfernung nicht besuchen konnte. So spannend: Ein Hugenotten-Abkömmling in seinem Stammland vor französischem Kriegsgericht.

    Habe den Vortrag vom 9. März 2022 : Fontane auf der Opernbühne
    Entdeckung und Uraufführung von Eugen Engels Oper „Grete Minde“ noch in bester Erinnerung.

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