4. Newsletter der Theodor Fontane Gesellschaft 2021

Liebe Mitglieder der Theodor Fontane Gesellschaft,

gerade schaute eine Frau durchs weit geöffnete Fenster unserer Geschäftsstelle in Neuruppin. Ob sie sich hier testen lasse könne? Bedauernd verneinten wir. Gerne hätten wir geholfen, aber wir benötigten eigentlich selbst Hilfe. Der Beratungsfaden, an dem wir knüpften, war ganz von verwandter Beschaffenheit: Es ging um „Görlitz“, es ging um unsere Jahrestagung, es ging um das Meinungsbild, das die kleine Mitgliederbefragung ergeben hatte. Allen, die mitargumentiert und -votiert haben, danken wir sehr. Sie haben es sich nicht leichtgemacht, der Vorstand, bei dem die schwere Entscheidung liegt, ebenso wenig. So erleichtert wir über die schrittweise Besserung der Corona-Lage sein dürfen, so wenig dürfen wir sie leichtnehmen. Ihre verantwortungsbewusste Reaktion hat uns noch einmal kompakt vor Augen geführt, was für drei Septembertage in Görlitz spricht und was dagegen. Der Pegel, bei allen Schwankungen, schlug am Ende in Richtung: Nein, besser nicht.

Frau Brandes, Frau Döring und ich sind, um nichts außer Acht zu lassen, alle Punkte ein letztes Mal durchgegangen: auf der einen Seite die Vorfreude, endlich wieder zusammenzukommen, „Fontane“ miteinander zu erleben, ein paar reizvollen Vortragenden zuzuhören und mit ihnen zu debattieren, das heitere Busgeplauder auf der Fahrt ins Riesengebirge, die fröhlichen Mahlzeiten, milde-lange Gesprächsnächte bis in den Morgen ‒ und auf der anderen Seite die konkreten Schwierigkeiten, das Unberechenbare. Alle Auskünfte, die wir einholten, waren dominiert von Unsicherheiten. Sie reichten von instabilen Hygienekonzepten über die noch nicht absehbare Situation in der Gastronomie bis zum zögerlich anlaufenden Organisationsbetrieb in Görlitz selbst. Testumfragen ergaben eine eher kleine Teilnehmerschar. Es zeichnete sich ab, dass wir, um eine rechtskräftige Jahresversammlung abhalten zu können, parallel eine digitale Teilnahme technisch und finanziell abzusichern hätten. Als wir am Ende nochmals alle Unwägbarkeiten auflisteten, musste wir den Kopf schütteln: Das ist nicht zu packen – oder nur mit einem (finanziellen) Risikofaktor, den keiner verantworten kann. Ein Gebot der Vernunft, nicht des Herzens. So wird die Mitgliederversammlung in diesem Jahr erneut digital stattfinden. Detaillierte Informationen dazu folgen in den nächsten Mitteilungen und beizeiten auf der Homepage der Theodor Fontane Gesellschaft.

Ich sehe die traurigen Mienen, höre bekümmerte Seufzer und bin mit Ihnen betrübt. Um das Kümmernis etwas zu mildern, sind wir auf die Suche nach Ausgleich gegangen. So kam uns die Idee, für dieses oder ein Wochenende im Oktober ein kleines Berlin-Angebotspaket zu schnüren. Anreise und Unterbringung werden individuell organisiert (vielleicht mit Hilfestellung unsererseits). Ein Ausflug – nur um ein Beispiel zu geben – könnte nach Friedrichshagen gehen, ein durch und durch literarischer Ort: vom Friedrichshagener Dichterkreis um Wilhelm Bölsche und die Brüder Hart bis zu Johannes Bobrowski (Wohnhaus und Grab). Nicht weit entfernt liegt Erkner, wo Gerhart Hauptmann lebte und Helga M. Nowak so etwas wie Heimat hatte. In der Stadt ließe sich vielleicht Frau Dr. Radecke gewinnen, uns Schätze ihrer neuen Arbeitsstelle im Archiv der Akademie der Künste zu zeigen. Und mit Herrn Bartsch könnten wir Kreuzberger Orte (inklusive Friedhöfe) besichtigen, die mit Fontane zu tun haben.
Aber Achtung: Das sind alles vorerst Ideen. Wieder ist Ihre Meinung gefragt, ganz umstandslos und auf allen Wegen, die sie zu uns bringen. Je schneller Sie reagieren, umso eher können wir Weichen stellen und ein paar Waggons beladen…

Der Newsletter platzt aus allen Nähten, Sie werden unruhig. Deshalb nur noch schnell zwei, drei Erinnerungen: Für den 11. und 12. Juni 2021 – wie bereits angezeigt ‒ bereitet das Theodor-Fontane-Archiv im Verbund mit unserer Gesellschaft und der Potsdamer Universität eine digitale Tagung zu Fontanes Kriegsbüchern vor. Informationen zum Programm und den Anmeldeformalitäten finden Sie hier. Der Motor läuft auf Hochtouren, vielleicht glückt da etwas Hochinteressantes.
In Frankfurt/Oder kann im Kleist-Museum noch immer die Ausstellung zu Günter de Bruyn besucht werden, kuratiert von unserem Vorstandsmitglied Dr. Christiane Barz.
Die Jury zum großartig dotierten Fontane-Preis der Stadt Neuruppin, in der wir vertreten sind, hat ihre Arbeit fast abgeschlossen. Am 20. August 2021 dürfen wir uns auf eine festliche Preisverleihung freuen.
Und im Fontane-Blog gibt es Neues und Abwechslungsreiches – wie auf dem Fontane-Büchermarkt. Darüber unterrichten auch die nächsten Mitteilungen, die schon fast im Druck sind! Frau Brandes, Frau Döring und Frau Stoye stehen für ihre Qualität, wir danken herzlich.

Damit wirklich genug. Der Himmel über Neuruppin tut sich fast schwer wie wir mit Entscheidungen: Eben strahlte dort noch eine frühsommerliche Sonne, jetzt brauen sich dunkle Regenwolken zusammen. Egal. Ich freue mich auf den Weg zur Bahn, werde die Löwen-Apotheke von Ihnen grüßen, in die Fontane-Buchhandlung hineinsehen und mir aus dem Café Huth noch Süßes mitnehmen. Am liebsten unternähme ich einen Abstecher zum Fontane-Denkmal. Aber wer weiß, vielleicht hat unser märkischer Wanderer schon wieder Notizbuch und Stift eingesteckt, den Schal umgeworfen und sich auf den Weg nach Lindow, Wusterhausen oder Herzberg gemacht …

Ihr
Roland Berbig.

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