Gedoppeltheit des Daseins – Zeitungs- und Pressewelten des Schriftstellers Theodor Fontane

Vortrag von Roland Berbig beim Fontane-Kreis Leipzig am 13. Februar 2019

Text: Matthias Grüne
Foto: Petra Hesse

Roland BerbigAls Auftakt des Fontane-Jubiläumsjahres in Leipzig und dem 15jährigen Bestehens des Fontane-Kreises Leipzig war der neugewählte Vorsitzende der Theodor Fontane Gesellschaft, Prof. Dr. Roland Berbig, unser Gast mit dem Vortrag „Gedoppeltheit des Daseins – Zeitungs- und Pressewelten des Schriftstellers Theodor Fontane“.

Im Mittelpunkt des Vortrags stand Fontanes ,doppeltes‘ Leben als Literat und Mann der Presse. Dass die eine Seite nicht ohne die andere zu verstehen, Fontanes literarischer Erfolg nicht ohne die im Pressebetrieb erworbenen Routinen des Schreibens und Sehens erklärbar ist, führte der Referent eindrücklich vor Augen. Er legt anschaulich dar, wie oft und auf welch verschiedene Weise sich die beide Seiten in Fontanes Werkbiographie berühren: angefangen von den ersten literarischen Gehversuchen im Berliner Figaro über die Korrespondententätigkeit in London, die Anstellung bei der Neuen Preußischen Zeitung, die Jahre als Theaterkritiker bis hin zur Publikationsgeschichte der Berliner Romane. Nicht auf die bekannten äußeren Daten dieser ,Doppelbiographie‘ aber lenkte der Referent eigentlich die Aufmerksamkeit, sondern auf die Frage, wie diese Stationen Fontanes Selbstverständnis als Literat geprägt haben. Auch wenn diese Frage in den unterschiedlichen Lebensphasen differenziert beantwortet werden muss, so ergab sich doch aus den Ausführungen, dass der Autor selbst insgesamt eher um eine Trennung zwischen beiden Bereichen bemüht war; Literaten- und Journalistenexistenz wären demnach wie zwei Rollen, die ergriffen und abwechselnd gespielt werden können; freilich wurden im Vortrag auch Momente der Durchdringung und Vermischung aufgezeigt, etwa in Bezug auf die Genese eines individuellen Schreibstils. Die ,Gedoppeltheit des Daseins‘, von der Fontane selbst spricht, lässt sich aus dieser Perspektive nicht in ein einfaches Nebeneinander auflösen, sondern muss als ein Beieinander unterschiedlicher, aber eng zusammenhängender Arbeits- und Lebenssphären verstanden werden.

 

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