Vortrag von Robert Rauh im Fontane-Kreis Leipzig am 28. November 2018
Text: Christine Klein
Foto: Petra Hesse
Ein sehr gelungener Abschluss des Jahres 2018 im Fontane-Kreis Leipzig!
Robert Rauh, Historiker, Moderator und Vortragender mit pädagogischem Impetus, bezog die Zuhörerschaft sofort in die Thematik des Abends Fontanes Frauen: Fünf Orte, fünf Schicksale, fünf Geschichten mit ein und sorgte so zu Beginn für eine in diesem Kreis eher ungewöhnliche Betriebsamkeit. Eine Abstimmung des Publikums mit korrekter Auszählung sollte zeigen, welche der interessanten Frauengestalten an diesem Abend im Fokus der Berichterstattung stehen wird.
Das Schicksal der Charlotte von Kraut war von höchstem Interesse für das Publikum.
Fontane hatte diesem außergewöhnlichen Schicksal in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg und Fünf Schlösser nachgespürt. Frühe Heirat der Protagonistin, dramatische Auflösung von Ehebündnissen (2 von 3 Ehen wurden durch Scheidung aufgelöst, für damalige Zeiten ein eher ungewöhnlicher Vorgang), Erbschafts-Auseinandersetzungen, ein ungewöhnliches Leben, das Fontane recherchiert und literarisch verarbeitet hat.
Robert Rauh, der Fontane-Kenner, machte sich im Rahmen seiner Recherchen auf den Weg, um im heutigen Hoppenrade nach Spuren der „Krautentochter“ zu schauen und hatte durchaus wundersame Dinge zu berichten. Das Schicksal vom Herrenhaus Hoppenrade erinnert an die vielen „Junkerbehausungen“, die ich zu DDR-Zeiten in Mecklenburg-Vorpommern in recht elendem Zustand erlebte. Die Trias aus Dorfkonsum, LPG-Kantine, Kindergarten/Altenheim war in vielen ehemaligen Herrenhäusern eingezogen, hier und da konnte man noch architektonische Glanzlichter erkennen. Schön, dass die alten Herrenhäuser durch Privatleute, Vereine, Gemeinden wieder restauriert wurden und werden. Auch Hoppenrade wird von Privathand restauriert und kann in Teilen (Ehrenhof) und zu bestimmten Besuchszeiten besichtigt werden. Natürlich gewährten die Besitzer dem Kundigen einen Einblick in ihr Herrenhaus und so konnten wir Zuhörer einen Blick auf den jetzigen Zustand des Gebäudes werfen.
Ein Glücksfall war wohl die Bekanntschaft mit dem pensionierten Pfarrer des Ortes , der ihm den Weg wies zu dem geheimnissvollen Weiher Mon Caprice und der Historiker Rauh konnte den vermeintlichen Standpunkt des von der „Krautentochter“ und ihren Gästen genutzten Badehäuschens neu verorten, offensichtlich stand es im Weiher und nicht am Strand des kleinen Sees. Das Aufspüren von neuen, zeitgemäßen Schloss-Geschichten in der Nachfolge von Fontanes Besuchen, diese Geschichten zu erzählen, das war interessant, zuweilen vergnüglich und allemal spannend.
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch die anderen zur Wahl stehenden Frauengestalten erwähnen:
Elisabeth von Ardenne
Martha Fontane
Karoline de la Roche-Aymon
Grete Minde
Gern hätte ich von allen Damen neue detektivische Erkenntnisse erworben, aber es gibt erstens das Buch Fontanes Frauen – Fünf Orte, fünf Schicksale, fünf Geschichten und es gibt hoffentlich zweitens ein Wiedersehen mit Robert Rauh im Fontane-Kreis Leipzig.