Theodor Fontane war einmal in Buch – vor 155 Jahren

Beitrag aus den Mitteilungen. Von Adolf und Rosemarie Henke.

Das weiß so mancher in unserem Ort. Das Besondere: In diesem Jahr wird es 155 Jahre her sein, dass Theodor Fontane zusammen mit seinem Freund und Verleger Wilhelm Hertz nach Buch kam.1860, Samstag, den 16. Juni bis Sonntag, den 17. Juni. Ein Wochenende. Schönes Wetter.

Im Ergebnis dieses Ausfluges ins Barnimer Land gibt es in Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Band Spreeland ein Kapitel Buch.

Sein Erlebnisbericht umfasst immerhin 21 Seiten. Plus 12 Seiten interessanter Anmerkungen im Anhang des Kapitels, sowie seiner Bleistiftskizze der Schlosskirche. (aufbau taschenbuch, 2012)

Kein Aufenthalt in Pankow

In seinen frühen „Stoffdispositionen“ zu den Geschichten aus den Märkischen Dörfern und deren Kirchen- und Friedhofsdenkmälern in und um Berlin hebt Theodor Fontane den Besuch mit dem Vermerk „Gewiß“ hervor. Und so kam er dann auch im Juni 1860, während einer der „Spritzfahrten in die Nähe“, die er so gerne unternahm, in das damalige Dorf Buch, „zwei Meilen nördlich von Berlin“.

Interessant sind die unmittelbaren Vorbereitungen auf diese Tour. So schreibt er am 13. Juni 1860 an Hertz: „Ich freue mich recht auf die Partie und flehe die Reisegötter um gutes Wetter an“.

Gründlich, wie er war, legt er in einem Brief am folgenden Tag nochmals nach und schreibt an Hertz: „hab ich bei Blitz und Donner nochmals Karte und Bücher durchstudiert. Um zwei Uhr nach Pankow. Kein Aufenthalt in Pankow und Schönhausen, sondern gleich weiter.“

Weiter legt er fest: „Kommen um sechs in Buch an, so haben wir vielleicht noch Zeit, Kirche, Schloß, Park zu mustern“. „Also Sonnabend um eins bei Ihnen“.

Nachtquartier in Buch

Wie das mit dem Nachquartier damals ausging, ist dann eine der lustigsten Episoden seines Berichtes aus Buch geworden.

Es ist hier noch immer gut

Die Wanderer Fontane und Hertz fuhren am Sonnabend mit einem damals ab Berlin fahrenden Ausflugsomnibusse nur bis Französisch-Buchholz. Die Reiselustigen wollten den Rest des Weges zu Fuß absolvieren. So trafen sie „erst mit der untergehenden Sonne in Buch“ ein. Klar also, dass sie nach Erreichen der Ortsmitte recht erfreut waren, schräg gegenüber der Schlosskirche an einem Gebäude „das Wörtchen ‚Gasthaus‘ “ zu lesen. Heute kennen wir dieses Haus als Ristorante IL CASTELLO. Fontanes Zufriedenheit mit der Stimmung in diesem Gasthaus vom Juni 1860 gipfelte bekanntlich in dem Empfinden: „Hier ist es gut sein“. Auch 155 Jahre später – also jetzt – kann man es sich in diesem schönen Gebäude in der historischen Mitte von Alt-Buch gut gehen lassen.

Buch 1

Das Foto zeigt die Brücke über die Panke an der Wiltbergstraße in Berlin-Buch. Sie ist Ausgangspunkt der Bucher Geschichten von Theodor Fontane. „Gleich der Eintritt ins Dorf ist malerisch. Eine Feldsteinbrücke wölbt sich über ein Wässerchen …“. Unsere Panke.

Die Schlosskirche, schön oder?

Doch zurück zu dem, was Fontane über die Schlosskirche von Buch zu sagen hatte. In seinem Urteil über diesen Kirchenbau im Brandenburgischen scheiden sich noch heute die Geister im Ort. Zwischen dem Fontaneschen Zugeständnis einer „Stattlichkeit“ und eines „gewissen malerischen Reizes“ und dem Urteil des Kunsthistorikers Georg Dehio (1850-1932), der die Kirche als „schönste Landeskirche der Mark“ beschrieb, liegt die Spanne der Wertungen.

Wie dem auch sei, Fontanes Wertung war wie bei so manchem seiner Urteile der für ihn typische Weg der Kritik und Reflexion. Heute ist die Schlosskirche nach Meinung der Bucher Bürger das schönste Bauwerk des Ortes.

Buch 2

Wie auf dem Foto abgebildet, erstrecken sich heute Plattenbauten und die „Schlossparkpassage“, wo Fontane 1860 rechts vom Weg ins „Dorf Buch“ noch „Wiesen und Felder“ sah, Die beiden Stattlichen Bäume am linken Bildrand standen dort sicher schon, als Theodor seine ersten Eindrücke mit den Worten festhielt: „…und nach links hin, als woll er das Dorf in seinen Arm nehmen, zieht sich, waldartig, ein ausgedehnter Park“.

Der Besucher aus Berlin vermerkte damals noch, dass die „Stille nur von Zeit zu Zeit“ vom „Rasseln eines vorbeifahrenden Eisenbahnzuges“ unterbrochen wurde. Na, da hören die Bucher entlang der Bahnstrecke anno 2015 ganz andere Töne.

Zurück per Dampf

Theodor Fontane und Wilhelm Hertz verließen Buch am Sonntag, den 17. Juni in Richtung Bernau. Fontane hatte das in der Reisevorbereitung so geplant: „Von Buch nach Zepernick und Schönow, zwei Dörfer mit sehr alten Kirchen“. Weiter: „In Bernau: Kirche, Speis und Trank und Rückkehr per Dampf nach Berlin“. Die Stettiner Eisenbahnlinie verband Bernau bereits seit 1843 mit Berlin. Buch erhielt erst 1879 einen Haltepunkt der Bahn.

Theodor Fontane war in Buch auf der Spur der reichen historischen Erfahrungen von vier bedeutenden Familien in vier Jahrhunderten. Es waren die von Röbel, von Pölnitz, von Viereck und von Voß. Er folgte seiner Erfahrung, dass man nur verstehen muss sie zu finden und seinem Motto, „wer das Auge dafür hat, der wag es und reise“. Viele Jahre ist er mit diesem Vorsatz durch Brandenburg sicher nicht nur gewandert. „Ich bin die Mark durchzogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte“, resümiert er im November 1861, wieder mal nach Berlin zurück gekehrt.

Servus Theo!

Seine Wanderberichte sind keine Reisehandbücher, eher sind sie eine Art Reisefeuilleton, doch wer dem Text Fontanes durch Buch jetzt folgt, der kann mit etwas Phantasie auch im 21. Jahrhundert Vergnügen daran finden.

Und wer es angeht, den Spuren Fontanes im Ort zu folgen, der sollte sich dann auch das „Theodor-Fontane-Zimmer“ in dem „Gasthaus“ ansehen von dem der Dichter vor 155 Jahren sagte: „Hier ist es gut sein.“

Wir in Buch wissen, dass Theodor Fontane dem Ort ein kleines feines literarisches Denkmal gesetzt hat. Er ist uns dieses Erinnern wert. Danke Theo!

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