„EX FONTIBUS ORIUNTUR“ (Aus der Fontäne/Quelle stammend)

Von Manfred Horlitz

Dieser bildhafte Leitspruch umkränzt Theodor Fontanes Wappen,
das wir unseren geneigten Lesern vorstellen wollen. Zunächst sei
festgehalten, dass es sich hierbei um ein intim-privates heraldisches Zeichen
handelt, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und folglich auch nicht Fontanes
Briefköpfe zierte. Aber er benutzte es gelegentlich als Siegelstempel (Petschaft) in
Rundform für den Verschluss von Briefumschlägen.1 Doch dieser Stempel ist bis
heute nicht überliefert. In der Fachliteratur für heraldische Zeichen bürgerlicher
Familien2 findet Theodor Fontanes Wappen im Unterschied zu dem seines Onkels, Karl
Heinrich Wilhelm Fontane (1794-1846),3
keine Erwähnung. Aber in dem seines Familien-
und Freundeskreises war es bekannt, und seine Nachkommen haben es sich in der Gravur
eines Siegelringes oder eines Medaillons bewahrt.

Unsere Beschreibung dieses Erinnerungsstückes gründet sich
zunächst auf eine stark vergrößerte Federzeichnung des Wappens, eingraviert auf einem
Siegelring, die mir die Urenkelin des Schriftstellers, Frau Ingeborg Fontane,
freundlich zur Verfügung stellte. Herr Jochen Fontane ließ mir eine fotografische
Abbildung (ebenfalls vergrößert) eines Medaillons (Anhänger) zukommen, auf dem das Wappen mit dem erwähnten Spruch auf rotbraunem Stein eingearbeitet ist. Ich
danke beiden  Nachkommen Theodor Fontanes für die Genehmigung, diese Abbildungen
veröffentlichen zu dürfen.

Unbenannt-15 KopieDas erstgenannte Wappen (Abb. 1) ist auf einem blauen Stein (Lapis) des Schmuckringes eingraviert. Es zeigt –
übereinstimmend mit dem des Medailllons (Abb. 2) – einen Schild, auf dem sich ein Schrägbalken mit drei Lindenblättern befindet. Das
Schild ist bekrönt durch einen kleinen Helm, dem ebenfalls drei nach oben weisende Lindenblätter entsprießen. Das Wappenschild ist zu etwa zwei Dritteln umkränzt mit dem Leitspruch „EX FONTIBUS ORIUNTUR“.

Auffallend erscheint die schlichte und harmonische Gestaltung
der Details. Leider lässt sich bisher nicht nachweisen, w e r der
eigentliche Urheber bzw. der Stifter dieses Wappens ist. Es wäre jedoch denkbar, daß es auf Th. Fontanes Vater, den Apotheker Louis
Henri (1796-1867) zurückgeht; denn dessen Bruder, der bereits erwähnte Karl Heinrich Wilhelm, verfügte als Erstgeborener über ein besonders prächtiges Wappen. Dieses dürfte mit Stechhelm, Krone und einem Löwen im Schild (mit 3 Sternen) damals nahezu
majestätisch gewirkt haben und einem preußischen Wegebaumeister wohl gebührend Rechnung tragen. Vermutlich erstrebte auch sein
jüngerer Bruder, der Apotheker Louis Henri, durch ein Wappen mehr Ansehen für sein pharmazeutisches Gewerbe in Neuruppin u.a. Provinzstädtchen. Es ist m.E. denkbar, dass ihn sein Vater,
Pierre Barthélemy Fontane (1757–1826), als vormaliger Blumenmaler bei der Königl.-Preuß. Porzellanmanufaktur u. Zeichenlehrer einiger
Kinder König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, bei der künstlerischen
Gestaltung des Wappens unterstützte.

Die Wahl von Lindenblättern könnte vielleicht auch darauf
zurückgeführt werden, dass Pierre Barthélemy in der Berliner Lindenstraße aufwuchs und
später dort Jahrzehnte wohnte. Die Straße war schon zu seiner Zeit von
Lindenbäumen umsäumt. Wie dem auch sei; die Wappen beider Söhne des Pierre  Barthélemy
Fontane haben sich bei deren Nachkommen in ihren Schmuckgegenständen erhalten.
Darin äußern sich Traditionen, denen sich die Träger bis heute verbunden
fühlen und diese auf die nächste Generation übertragen. In der Regel erfolgt eine
Übergabe des erwähnten Siegelringes in den Familien anlässlich der Konfirmation. Es sei
hinzugefügt, dass auch die Nachkommen von Karl Heinrich Wilhelm F. dessen Wappen
im Siegelring tragen, der stets von der nächsten Generation weitergeführt
wird.

Die bereits erwähnte Urenkelin Theodor Fontanes, (s.o.), übergab
Anfang der 90er Jahre ihren Konfirmationsring mit dem eingravierten
Familienwappen dem Theodor Fontane-Archiv in Potsdam, da wir seinerzeit
Erinnerungsstücke aus Fontanes Besitz und seiner Nachkommen zur Freude der Besucher ausstellten.

Hinweise auf die Entstehung der heraldischen Bildzeichen bei
Theodor Fontanes Vorfahren nehme ich dankbar entgegen.

Anm.:
1 Handschriftlich von Th. Fontane beschriebener Briefumschlag an
Dr. Georg Salomon […]. Rückseitig mit einem Siegelstempel, der das Wappen enthält,
verschlossen; im TFA unter C 116 deponiert.
2 J. Siebmacher´s
grosses und allgemeines Wappenbuch […],
hrsg. von G. A. Seyler. Nürnberg: Verlag von Bauer u. Raspe, 1916.
3 Ebenda: 5. Bd., 10. Abt., S. 76, Tafel 85. Neuer Druck in O.
Neubecker: Großes Wappen-Bilder-Lexikon der bürgerlichen
Geschlechter Deutschlands, Österreichs u. der Schweiz,
Augsburg: 1992, S. 853.
Zum Wappen von Karl Heinrich Wilhelm Fontane s. Manfred Horlitz:
Theodor Fontanes Vorfahren […], Berlin: Stapp 2009, S. 167-69 u. Anm. 177/78.

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