Stürmische Backfische – Emmy von Rhodens Trotzkopf und Fontanes Effi Briest

Vortrag von Dr. Sophia Wege beim Fontane-Kreis Leipzig am 19. Februar 2025

von Alexander Rathert

Es ist schon ein Wagnis mit diesem literarischen Vergleich zwischen Fontanes Romanheldin Effi Briest und Emmy von Rhodens Trotzkopf-Mädchengestalt, also de facto auch eine Gegenüberstellung von Weltliteratur und erfolgreicher unterhaltsamer Jugendliteratur des 19. und 20. Jahrhunderts. Aber in ihrem sehr gelungenen Vortrag beim Fontane-Kreis Leipzig stellte sich Sophia Wege (Halle/Saale) mutig dieser Problematik und bezog sich dabei auf die Motivik und die gestalterisch-stilistische Qualität in der Darstellung „trotzköpfischen“, sprich rebellischen Aufbegehrens beider Titelheldinnen, immer vor dem Hintergrund damals herrschender gesellschaftlicher Konventionen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesehen.

Während aber Fontane noch echte Erfolge seines Werkes erleben konnte, begann der Siegeszug des „Trotzkopf“ erst nach dem frühen Tod der Autorin und reichte weit bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts! Sophia Wege wies in ihrem Vortrag ausdrücklich darauf hin, dass die zahlreichen, meist verkitschten und trivialisierten Trotzkopf-Fortsetzungen der eigentlichen Qualität des Originals eher geschadet haben.

Im Fazit: Dank der lebendigen und unterhaltsamen Darstellungsweise der Referentin war der Vortrag eine interessante Stunde Literaturgeschichte für alle Anwesenden, denn er eröffnete uns neue Aspekte und Sichtweisen. Noch unterstützt wurde dies durch das von der Referentin bereitgestellte vielfältige Bildmaterial. Wir sahen diverse Titelblatt-Abbildungen und Standfotos aus den zahlreichen Verfilmungen.

Aber wir wissen auch: Nur das literarische Werk, welches mit großer künstlerischer Meisterschaft tragisches Scheitern einer jungen Frau an den gesellschaftlichen Konventionen eindrucksvoll darstellt, kann weltliterarische Bedeutung erlangen und behalten, während ein Werk, in dem die Titelheldin nach allem Aufbegehren letztendlich in allem den gesellschaftlichen Konventionen voll gerecht wird, langsam dem literarischen Vergessen anheimfallen muss.

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