Horst Alsleben mit einem Geleitwort von Gabriele Liebenow: Dobbertiner Klosterfriedhof. Ein Spaziergang zu historischen Grabstätten und Persönlichkeiten

Dobbertiner Manuskripte. Heft 19. Verein zur Förderung des Klosters Dobbertin e.V., Theodor-Fontane-Freundeskreis 2022. 23 Abb., 47 S. (4,50 €)

Wer auf den Spuren Theodor Fontanes durch Mecklenburg reist, wird gewiss nicht versäumen, einen Besuch im Kloster Dobbertin einzuplanen. Eine kleine Ausstellung im ehemaligen Konventsaal, thematische Führungen und eine ansehnliche Zahl von speziellen Publikationen (vgl. dazu die Mitteilungen der Theodor Fontane Gesellschaft Nr. 39, Dez. 2010, S. 71–72) helfen den Besucherinnen und Besuchern bei der Orientierung. Theodor Fontane, seine Frau Emilie und Tochter Mete kamen nach Dobbertin, um eine enge Freundin der Familie und wichtige Korrespondenzpartnerin des Dichters zu besuchen: Mathilde von Rohr (1810–1889), eine in Trieplatz geborene, lange in Berlin lebende Salondame, die während der letzten zwanzig Jahre ihres Lebens als Konventualin in dem mecklenburgischen Damenstift residierte.

Bisher weniger beachtet wurde der zum Kloster gehörende Friedhof. Um hier Abhilfe zu schaffen, verfasste der frühere Bauleiter des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin und wohl einer der produktivsten Kenner der Klostergeschichte, Horst Alsleben, die vorliegende Broschüre. Gleichsam als Einführung skizziert er die über 800jährige Geschichte des Benediktinerklosters, das nach der Reformation im 16. Jahrhundert in ein evangelisches Damenstift umgewandelt wurde. »Das nunmehrige Landeskloster mit einem eigenen Klosteramt entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zum größten und reichsten Wirtschaftsunternehmen in Mecklenburg.« (S. 10)

Grabkreuze der Konventualinnen des Klosters Dobbertin auf dem Klosterfriedhof.  Bild: Horst Alsleben 2019 Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 de

In den Hauptkapiteln führt der Verfasser die Besucherinnen und Besucher über die um das Jahr 1765 errichtete Friedhofsanlage. »Wer beim Besuch des Friedhofs Zeit zum Lesen mitbringt, wird auf zahlreichen Steininschriften etwas über Namen und Titel der hier zur letzten Ruhe Gebetteten erfahren. Noch heute erzählen diese Kreuze und Grabplatten von einem Abschnitt der Klostergeschichte.« (S. 16) Dem ist hinzuzufügen, dass viele Grabmale stark verwittert sind und das Entziffern der Inschriften akribische Nachforschungen durch den Autor der Broschüre erforderte.

Für Fontane-Freunde sind selbstverständlich die Gräber der Konventualinnen von speziellem Interesse, die mit Mathilde von Rohr auf die eine oder andere Weise verbunden waren. Da ist zunächst das Grabkreuz der Domina des Konvents Hedwig von Quitzow (1779–1875, statt 1874) in Reihe 1, Position 1 zu nennen. Sie hätte Mathilde gerne als ihre Nachfolgerin im Amt gesehen. Mathildes Grabkreuz befindet sich in Reihe 3, Position 1. Bei dem in Fontanes Briefen erwähnten »Fräulein von Pritzbuer« handelt es sich um Caroline von Pritzbuer (1803–1872), deren Grabkreuz in Reihe 1, Position 4 zu finden ist. Nicht eindeutig zu identifizieren ist die Konventualin, die Fontane in einem Brief »Penzchen« und an anderer Stelle etwas despektierlich nur »die Penz« nennt. Bei ihr könnte es sich um Ida von Pentz (1810–1887, Grabkreuz in Reihe 3, Position 13), oder um Dorothea von Pentz (1802–1875, Grabkreuz in Reihe 2, Position 11) handeln. Schließlich ist Mathildes enge Freundin Jeanette von Bülow (1825–1900, Grabkreuz in Reihe 3, Position 2) zu erwähnen, die für Fontane eine wichtige Quelle von Informationen über Mathildes Herkunft, ihre ersten Jahre in Berlin und die Zeit in Dobbertin war.

Das vorliegende Heft kann die von Gotthard Erler besorgte vorzüglichen Edition der 237 Briefe von Fontane an Mathilde von Rohr (Sie hatte nur Liebe und Güte für mich, Berlin: Aufbau Taschenbuch Verlag 2000) um einige interessante Details ergänzen.

Es ist insgesamt als Chronik des Klosters und Konvents anhand ausgewählter biographischer Skizzen und eines aufwändig recherchierten Grabstätten-Verzeichnisses angelegt. Ein Glossar, das zahlreiche heute kaum noch bekannte Begriffe erklärt, sowie ein Quellen- und Abbildungsverzeichnis vervollständigen den gut lesbaren und ansprechend illustrierten Text.

Das Heft kann im Klosterladen in Dobbertin erworben werden.

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