Die Sektion Hannover im 2. Halbjahr 2015 – Rückblick

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Es war wohl eine der heitersten Sommerveranstaltungen seit längerer Zeit, jedenfalls kam es vielen von uns so vor, an diesem Nachmittag vom 8. August 2015 im Leonardo Hotel am Tiergarten. Zeit der Sommerfrische. Fontane und sein Bad Kissingen! Viele Male hielt er sich dort auf, als Kurgast oder zum Arbeiten, „weil der Ort so reizend ist.“ Familienmitglieder und Freunde ließ er brieflich teilhaben an seinen Beobachtungen über exzentrisches Benehmen und seltsame Moden von Badegästen, über Langeweile des alltäglichen Kurbetriebs, über eigene Unbequemlichkeiten und Befindlichkeiten. Frau Arnold hatte – zur Illustration dieser vergnüglichen Vorlesestunde aus Fontanes Briefen aus den Jahren 1887 bis 1891 – einen Stapel historischer Informationsprospekte von der Stadt Kissingen organisieren können. Alle Anwesenden hatten ihren Spaß, lachten in sich hinein, die vier Vorleserinnen und Vorleser, unser Moderator, Herr Dr. Storch und wir, die Zuhörer. Badekuren damals und heute und vor allem die Kurgäste: hat sich so viel verändert?

Unser Herbstprogramm in der Buchhandlung begann diesmal mit einem kulturgeschichtlichen Vortrag ganz anderer Art. Der Germanist Dr. Siegfried Seifert referierte am 15. September über eine Delegation deutscher Buchhändler beim Wiener Kongress 1814/15, bei dem es eigentlich um die politische Neuordnung Europas ging nach den verheerenden Kriegen, mit denen Napoleon so viele Länder überzogen und die europäische Geographie und Staatenordnung durcheinander gebracht hatte. Den Buchhändlern aus fast 40 deutschen Staaten brannte dazu noch anderes auf der Seele, wie z. B. Pressezensur und illegaler Nachdruck, was auch Fontane später noch lange spürte. Das mühsame und oft erfolglose Antichambrieren, um einheitliche Vorschriften anzuregen, erforderte beeindruckende Lobbyarbeit – schon damals. Doch es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis 1870 ein einheitliches deutsches Urheberrecht zustande kam. Im Anschluss an den kurzweiligen Vortrag wurden manche Fragen gestellt.

Einen weiteren unterhaltsamen Vortrag, den man uneingeschränkt weiterempfehlen möchte, bot uns am 20. Oktober Professor Daniel Göske aus Kassel mit seinen Bemerkungen zu Fontanes Gedanken über eine Parlamentswahl in England im Jahr 1852. Diese Wahl, die Streitgespräche über die damaligen Kandidaten, hatte der ehemalige preußische Auslandskorrespondent Fontane später im Hinterkopf beim Schreiben seines Stechlins, wie Professor Göske belegte. Wahlkampf im 19. Jahrhundert. Man könnte sich vorstellen, dabei gewesen zu sein… Anfang November wird unsere kleine Herbstvortragsreihe mit einem Vortrag von Professor Berbig über Fontane und die Medizin zu Ende gehen.

Im neuen Jahr wollen wir uns Mitte Januar zum traditionellen Fontane-Geburtstagskaffee wieder im Leonardo Hotel am Tiergarten treffen. Die Frühjahrsvorträge beginnen im Februar – wie gewohnt – in der Buchhandlung an der Marktkirche.

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Text: Ingrid Dietsch

Foto: Thomas Wolf (CC BY-SA 3.0 de)

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