10jähriges Jubiläum der Sektion Franken – Rückblick auf das 2. Halbjahr 2015

Zu sommerlicher Jahreszeit unternahmen knapp 30 Fontanefreunde aus Franken am 16. Juni 2015 eine Exkursion zum etwa 200 km entfernt liegenden Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar, in dem gerade die neue Dauerausstellung „Die Seele“ eröffnet worden war. Dort herzlich von unserem Mitglied Dr. Susanna Brogi empfangen, erhielten wir durch sie und eine Kollegin eine hervorragende Führung und vor allem Zutritt zu den Archivräumen, die üblicherweise nur dem Personal vorbehalten sind. Wir sahen dann unter anderem Original-Manuskripte und Original-Bildnisse von Fontane sowie einen Siegelring mit seinem Bildnis, den er einst aus Dankbarkeit verschenkt hatte. Die dort aufbewahrten vielfältigen Gegenstände bis hin zu Möbeln und, uns besonders beeindruckend, Gemälden (Portraits) aus dem Nachlass deutscher Schriftsteller haben unser Bild von einem Literaturmuseum deutlich erweitert. Der Besuch war zweifelsfrei ein Höhepunkt im Programm unserer Sektion. Nach der Mittagspause war dann noch Zeit für den Besuch von Schillers Geburtshaus, Ausgangspunkt der regionalen Schillerverehrung, und einen lohnenden Rundgang durch die Gassen dieser kleinen, sich sehr gepflegt darbietenden alten deutschen Stadt.

Nach der Ferienpause kamen dann am 23. September 2015 rund 60 Fontane-Freunde zusammen, um den Vortrag Theodor Fontane und die Berliner Salons von Dr. Petra Wilhelmy-Dollinger aus Gräfelfing zu hören, der geradezu mit einem Feuerwerk von Zitaten und inhaltlichen Bezügen in Fontanes und anderer zeitgenössischerer Dichter Werken, Briefen und Tagebüchern zu den Berliner Salons aufwartete und entsprechend die Zuhörer begeisterte. Wunderbar unterstützt durch Bildmaterial, wurde schnell klar, dass hier eine Fachfrau aus ihrem reichen Wissen schöpfte, dass auch durch eine Reihe von Publikationen verfügbar ist. Der Vortrag kann nur wärmstens weiter empfohlen werden.

Fontane-Kreis Franken besteht 10 Jahre

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Der 29. Oktober 2015 war in Erlangen Fontane-Tag, denn die Sektion lud zum Jubiläum ein, und so versammelte sich im traditionellen Palais Stutterheim am Markplatz im schönen Barocksaal ein Kreis von gut 80 interessierten Damen und Herren zum Festprogramm. Die Unterstützung der Partnerinstitutionen, die eine kulturelle Einrichtung in ihrer Gemeinde benötigt, wurde durch Grußworte der Bürgermeisterin, Frau Dr. Preuß, und des Vertreters der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Herrn Prof. Dr. Och, dokumentiert, dazu als Ausdruck der Verbundenheit die Anwesenheit der Vorsitzenden weiterer örtlicher literarischer Vereinigungen. Für unsere Gesellschaft sprach unser Vorsitzender, Prof. Dr. Köstler, und die Sektionen waren durch Freifrau von der Goltz und Dr. Zoller vertreten.

Die Sektion hatte sich am 6. Juli 2005 in den Räumen der Universität gegründet, von den 9 Gründern – zwei sind leider verstorben – waren 7 ebenfalls anwesend, teilweise aus der Ferne angereist. Damals herrschten durchaus Zweifel, ob diese Gründung in einem scheinbaren Fontane-Diasporaland gelingen werde, umso größer war nun die Freude, über 10 Jahre mit 80 Veranstaltungen eine außerordentlich lebhafte und erfolgreiche Tätigkeit entfaltet zu haben. Dieser Festabend bescherte seinen Gästen dann im Wechsel die Darbietung von vertonten Liedern und Balladen unseres Dichters und eine dreigeteilte Festrede, das alles dargeboten von Prof. Dr. Hubertus Fischer und Ute Beckert (Sopran) mit Gottfried Eberle am Klavier.

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J. Weydanz, U. Beckert und Dr. G. Eberle, E. Schomer

Die Festrede trug den aktuellen Titel „Fontanes Zukunft“, der Schriftsteller des 19. im 21. Jahrhundert; darin untersuchte und beleuchtete Hubertus Fischer in brillanter Weise jüngere, auf Fontane bezogene Aktivitäten und Bemühungen im nationalen und internationalen Rahmen einschließlich der Renaissance der Fontane-Rezeption nach der Wiedervereinigung. Dass daran unsere Gesellschaft den Hauptteil der Erfolge auf sich verbuchen kann, wurde eindrucksvoll herausgearbeitet mit der klaren Erkenntnis, dass nun auf einem guten Fundament in die Zukunft gegangen werden kann. Diese mit einem nachhaltig starken Beifall bedachte Rede wurde eingerahmt und unterbrochen durch einen Strauß von Gedichten und Balladen, die Ute Beckert mit Charme und Liebreiz zu Gehör brachte; in ihrer Darstellung spürt man, dass sie ein besonderes Verhältnis zum Dichter pflegt und dieses gern zum Ausdruck bringt. Der von den Teilnehmern mit herzlichem Dank bedachte Abend schloss mit Gesprächen bei einem Glas Wein, wobei manch neuer Kontakt für zukünftige Aktivitäten geknüpft wurde.

Ein Fontane-Bildnis für die Gesellschaft

1Viele Mitglieder unserer Gesellschaft wünschen sich oder haben schon in Besitz ein Bildnis Theodor Fontanes und freuen sich daran viele Jahre. Natürlich sind es in aller Regel Replikate der gar nicht so vielen bekannten Ölgemälde, Lithografien oder Pastellzeichnungen, die gern in der Literatur wiedergegeben werden. Unser langjähriges Erlanger Mitglied Johann Georg Karl Eh verstarb bereits 2010, aber seine Tochter gab nun ein Replikat des Ölgemäldes von Hanns Fechner aus dem Jahre 1893 an die Gesellschaft zur Erinnerung an ihren Vater. Hanns Fechner war mit (vermutlich) 4 Ölgemälden Fontanes, dazu zwei Pastellbildern und einer Lithographie wohl der fleißigste Porträtist unseres Dichters, der über den Maler meinte, er habe arme Dichter zu seiner Spezialität gemacht, weil er vorher Wilhelm Raabe gemalt hatte. Nachdem Fontane auf dem Bild so etwas sinnend nach oben schaut, ging es in die Literatur als das „Wolkenschau-Bild“ ein. Ein weiteres, wohl bis dahin kaum bekanntes Ölbild Fontanes von Fechner wurde – allerdings als Original – kürzlich dem Theodor-Fontane-Archiv vermacht (siehe Fontane Blätter 98/2014). Die Übergabe des Replikates an die Gesellschaft erfolgte am 29. Oktober 2015 an Herrn Prof. Dr. Köstler anlässlich der Jubiläumsveranstaltung des Fontane-Kreises Franken.

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Übergabe durch E. Schomer an A. Köstler

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Die aktuellen Veranstaltungen der Sektion Franken finden Sie auf dieser Seite.

Text: Eberhard Schomer

Fotos: Elke Bertram und Ursula Schomer

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