Fontane-Kreis Leipzig: Festveranstaltung anlässlich des zehnjährigen Jubiläums

Text: Uta Beyer

Zu seinem zehnjährigen Bestehen lud am 21. Februar der Fontane-Kreis Leipzig zum Festakt in die Stadtbibli­othek ein. Die Leiterin des Fontane-Kreises, Monika Stoye, konnte zu diesem Anlass Mit­glieder der Theodor Fontane Gesell­schaft neben Fontane-Freunden aus Leipzig und Umgebung, auch aus Halle, Walbeck und gar aus Hannover begrüßen. Protagonistin des Abends war jedoch die Vorsitzende der Fontane-Ge­sellschaft, Frau Dr. Regina Dieterle, die mit „Fontanes Schweizer Reisen: 1865 – 1870 – 1875“ ein Panorama der Streckenverläufe des Wanderdichters vor Augen stellen konnte und dafür selbst aus Zürich angereist war.

IMG_3230Zunächst richtete Monika Stoye einige Worte des Dankes an ihre treuen Weggefährtinnen und -gefährten, die sie im vergangenen Jahrzehnt durch 106 Veranstaltungen und Zusammenkünfte des Fon­tane-Kreises Leip­zig begleitet haben, darunter Gudrun Schmidt und Lieselotte Reuschel. Dem wissen­schaftlichen Nachwuchs – Leander Wattig, Uta Beyer und Matthias Grüne – wurde für die hilfreiche Unterstützung der letzten Jahre ge­dankt.

In Vertretung des bedauerlicherweise erkrankten Leiter der Geschäftsstelle der Theodor Fontane Gesellschaft, Bernd Thiemann, verlas Ralph-Peter Borchert (Halle) das Grußwort des Feh­lenden. Darin führte derselbe an die Anfänge der Sektion zurück, die von Dr. Elisabeth Vollers, Monika Stoye und dem dama­ligen Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Dr. Hubertus Fischer, getan worden waren und am 4. Februar 2004 im Café „Concerto“ zur offiziellen Leipziger Sektionsgrün­dung in Anwesen­heit von elf Mitgliedern der Fontane-Gesellschaft geführt hatten.

Von Beginn an bot die Stadtbiblio­thek den räumlichen Rahmen für zahlreiche Vortragsver­anstaltungen und Lesungen, nur unterbrochen durch die mehrjährige Bauzeit bis 2013, währenddessen der Kreis in der Vorstadtbibliothek Süd ein gastfreundliches Interim finden durfte.

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Nicht bevor Blumen und Schweizer Schokolade ausgetauscht und übergeben worden waren, nahm Dr. Regina Die­terle die Gäste im Anschluss an die Laudatio mit auf Fontanes Reisen durch die Schweiz. Im jeweiligen Zusam­menhang mit Fontanes aktu­eller Lebenssituation als Zeitungskorrespondent, Kriegsberichter­statter und Theaterkritiker für die Vossische Zeitung, als freier Schriftsteller und vierfacher Familienvater zeich­nete die Referentin in historischen Land­kar­ten und bilderreich ver­anschaulicht die nach dem Baedecker unternommenen drei, in Briefen verarbeiteten und teilweise in mitge­reisten Notiz­büchern nachvollzoge­nen Rundreisen (die Reisenotizen der ersten Tour 1865 fehlen) des Individualtouristen nach, dessen zweite Reise im Jahr 1870 als Irrfahrt zu bezeichnen sei, wenn der aus französischer Gefangenschaft nach Berlin Heimkeh­rende in Lausanne den falschen Wagen bestiegen habe. In Abstand zu den ausgedehnten Goetheschen Grand Tours des 18. Jahr­hunderts, verliefen die eifrigen Bildungsfahrten Fontanes in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach minutengenauen Fahr­plä­nen von Dampfschiffen, Bahnen und Kutschen. Zuletzt traver­sierte er auf dem strapaziösen Weg nach Italien 1875 die Schlucht der Via Mala auf dem Kutscherbock in schwindelerregendem „Höhenritt“.

Die touristisch bereits weit erschlossenen Badekulturen wie das luxuriöse Bad Ragaz, auch die großstädti­schen Statio­nen Bern, Basel und Zürich des in seinem Ansehen als mythisch bewahrten Schweizer Alpen­landes hinterließen aufzuneh­mende Fährten des Autors, wie sie heute in Spuren seiner Reisebeschreibungen von der Vor­tragenden ausgelesen wurden und von ihr zu einer Fontane-Biografie mit besonderem Schwerpunkt auf die europäischen Expedi­tionen derzeit ver­dich­tet werden.

Als Weitgereister, der Erlebtes als „entzückend“ beschrieb und auch im Romanstoff verwob (z.B. im Stechlin, 1899 bei F. Fontane & Co.), andere Er­fahrungen in „säuerlicher“ Erinnerung behalten habe, hielt der­selbe am Ende seiner Reisetä­tigkeit „zur Heimat“.

So bildete nicht zuletzt der mu­sikalisch durch Ernst Mielck vertonte Fontane-Text „Hei­mat“, gesungen von Anke Hofmann, am Klavier begleitet von Matt­hias Grüne, einen künstlerischen Genuss und bemerkens­werten Rahmen um diese Saal füllende Veran­staltung im Jubiläumsjahr des Fontane-Kreises Leipzig.

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