Fontane-Kreis Leipzig: Bericht zur Lesung mit Kaspar Schnetzler anlässlich der Leipziger Buchmesse

von
Uta Beyer

Nachdem
nachträglich zu Fontanes 193. Geburtstag im Dezember eine szenische Lesung des
neuesten Romans des Züricher Autors Kaspar Schnetzler am 8. Januar in der
Bibliothek der Südvorstadt als Jahresauftakt mit Christine Dietzel und
Ralph-Peter Borchert (Teutsches Theater Teutschenthal) stattgefunden hatte,
konnte der Fontanekreis Leipzig anlässlich der diesjährigen Buchmesse und des
Leipziger Literaturfestes „Leipzig liest“ den Autor selbst für eine Buchlesung
gewinnen, die wiederum in der Bibliothek Süd abgehalten wurde: Der Roman
eines sehnsüchtigen Zürchers, der unter dem weiten preußischen Himmel
traumwandelt und schließlich im Emmental gebodigt wird.
, präludiert
der Untertitel zum Roman Nach Berlin (2012, bilgerverlag).

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Es ist
die Geschichte des Züricher Studenten Wenzel Morgentaler, dem das zur
genealogischen Tradition gewordene Schicksal seiner Herkunft blüht, mit 67
Jahren zu sterben, und der sich 1966 auf Wanderschaft nach Berlin sowie auf die
Spuren Theodor Fontanes begibt, „um die Deutschen in der Gegenwart ihrer
Geschichte kennenzulernen“ (Klappentext).

Im Roman
werden historiografische Räume kartiert, die auf dem ‚Zürcher Hausberg‘, dem Üetliberg, gipfeln, sich
über Bülowbogen hinstrecken und schließlich das Emmental durchwandern. Dabei
wird Familiengeschichtliches in die Zeitreise nach Lübars mitgenommen, auf den
Trümmerberg gewuchtet, ans Ostkreuz verlagert und mit dem Aufscheinen Fontanes
anekdotisch verflochten.

Kaspar
Schnetzler stellte dem zahlreich erschienenen Publikum mehrere Stationen seines
Romans vor, der aus der Perspektive von Morgentalers Sohn erzählt:

„Aber, das habe ich
Ihnen, so hoffe ich, vermitteln können, dass Theodor Fontane als Wanderer
durch die Mark Brandenburg
in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Nun
wäre es sehr reizvoll gewesen, frei auf seinen Spuren durch die Mark zu gehen,
aber frei in der DDR? Sie kennen die Verhältnisse, ich bin mir sicher, Sie sind
mit mir einverstanden: Fontane kann man nicht unter Schikanen und
Einschränkungen nahekommen. Zum Glück haben die Verantwortlichen für diese
schikanösen Zustände – das sage ich als Schweizer, nicht als Wissenschaftler –
es unterlassen, auch Lübars in ihre Ideologie einzuzuonen, so ist das einzige
Dorf wie aus Fontanes Zeit für uns erreichbar geblieben. Das war der Grund,
Lübars in mein Programm aufzunehmen, sogar zum eigentlichen Hauptgegenstand
unserer Exkursion zu machen. Sie werden es nicht bereuen, Lübars ist Fontane in
nuce.“

„In der Nuss“, flüsterte Frau Ehmann ihrem
Gatten ins Ohr. (Nach Berlin, S. 241)

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