Fontane-Kreis Leipzig: Fontanes Postkarten

Text: Uta Hanke

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Theodor Fontane „thut auch das denkbar Jugendlichste“. Er „sendet Bildpostkarten grüßend in die Welt hinaus“. Der Gruß am 9. September 1890 ergeht an seinen Altersfreund Georg Friedlaender, der zu den wichtigsten Briefpartnern Fontanes zählte und auch 24 Postkarten erhielt.

Zum Vortrag in die Stadtbibliothek Leipzig hat am 25. November der Fontane-Kreis Leipzig den Potsdamer Literaturwissenschaftler Rainer Falk eingeladen. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter des Theodor Fontane Archivs befasst sich in seiner Forschung mit den Postkarten Theodor Fontanes und ermittelt Fontanes Verwendung des im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aufkommenden Schriftmediums anhand von 193 überlieferten Postkarten des Schriftstellers. Falks Referat stellte einige wesentliche Aspekte seiner Forschung und jüngste Erkenntnisse über Fontanes freien Gebrauch der Postkarte heraus.

Zunächst gab der Referent dem Publikum einen Überblick über die Entstehung und Verbreitung der sogenannten Correspondenzkarte und erklärte in den weiteren Stationen seines am konkreten Material veranschaulichenden Vortrags die Besonderheiten der Welt-, Bild-, Monogramm- und Porträtpostkarte. Deren „ordentliche“ Verwendung erstrecke sich in der „ganzen Ausdehnung zu brieflichen Mittheilungen jeder Art“, lautet die historische Bedienanleitung. Verschiedene Schreibwerkzeuge erlaubten auch die spontane Niederschrift oder rasch erforderliche Antwort mit stets greifbarem Blei- oder Farbstift.

Im Stehgreif korrespondierte auch der kurfahrende Romancier zum Beispiel mit Karl Eggers, Hermann Wichmann, Otto Brahm, Anna Fritsch und den Mitgliedern seiner Familie mithilfe des verkleinerten Briefes. Dessen papiernen Spielraum füllte er je nach Ausrichtung des Formats, vorhandener Bebilderung und Zweck der Kontaktaufnahme mehr oder weniger raumgreifend als Einladung, Nachtrag zur Briefschrift, Reisebeschreibung oder von der „Niederlagsstätte“ eines Erkrankten her aus.

Der "Dichterklause" in der Potsdamer Straße 134c entstammt nicht zuletzt auch das einzige auf einer Postkarte überlieferte Gedicht Fontanes, das "der Nachwelt" bekannt ist (GBA Gedichte 3, S. 268 u. 554, dort Angaben zu Erstdrucken).

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