Der Fontane-Kreis Zeuthen 2013/14

Von Joachim Kleine

Seit Januar dieses Jahres boten wir – außer im Juli und August – monatlich eine Veranstaltung in einer Mischung von Vorträgen und Lesungen an: Texte von und über Fontane, Geschichtliches, Gespräche mit drei Autorinnen unserer Zeit, dazwischen einen Frühjahrsausflug in den Fläming, eine von Theodor Fontane zwar mehrmals durchfahrene, aber – da erst seit 1815 preußisch – kaum erkundete Gegend der Mark Brandenburg.

Nach wie vor können wir mit jeweils 30 bis 60 Teilnehmern rechnen. Wir berichteten darüber – Leander Wattig sei Dank! – auf den Internetseiten der Fontane-Gesellschaft.

Das relativ hohe und dauerhafte regionale Interesse an unseren Angeboten ist uns nicht selbstverständlich. In Zeuthen gibt es jetzt – neben vielen anderen – ein halbes Dutzend Kultur-, Literatur- und Musikvereine. Immer öfter bieten Schulen, Kirchen und einzelne Entertainer literarische Programme an, gelegentlich auch Fontanetexte. Auf Dauer kann sich in solcher Vielfalt nur behaupten, wer möglichst Originelles gediegen vermittelt. Vor allem darum bemühen wir uns. Bewährt hat sich, von Zeit zu Zeit thematische Schwerpunkte zu bilden und sie von mehreren Referenten von verschiedenen Gesichtspunkten aus besprechen zu lassen.

Jüngst geschah das mit Theodor Fontanes Verhältnis zu Glauben, Kirche und Geistlichkeit.

Im Oktober sprach – nach einem einführenden Überblick – Frau Dr. Eichel über das evangelische deutsche Pfarrhaus, seine gesellschaftlichen Funktionen einst und jetzt. Das Thema zog auch Mitglieder umliegender Kirchgemeinden an, und nach den lockeren Ausführungen der Referentin kam es zu einer regen Diskussion. Nicht weniger aufmerksam – wurden die an Details reichen und vorzüglich vorgetragenen Ausführungen Prof. Berbigs über Pastoren im Leben Theodor Fontanes aufgenommen. Unter dem Motto „Schafsköpfe, Heuchler, Narren und – noble Naturen“ resümierte Herr Berbig zunächst Fontanes recht unterschiedliche Urteile über Vertreter der Geistlichkeit seiner Zeit und beschrieb dann eingehend Fontanes Verhältnis zu (unserem Zuhörern bisher kaum bekannten) Pastoren: Auguste Fournier, Prediger der französisch-reformierten Kirche in Berlin, und Ferdinand Schultz vom Krankenhaus Bethanien – markante, für Fontane und seine Familie wichtige Persönlichkeiten, die er noch im Alter hoch schätzte. Diesem Nachmittag soll im nächsten Januar noch ein Besuch der kulturgeschichtlichen Ausstellung Leben nach Luther im Berliner Zeughaus folgen. Zudem wollen wir an Vertreter der Geistlichkeit in Fontanes Romanwerk, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede erinnern und sie etwas näher betrachten. Mitte März wird uns dazu Frau Dr. Kittelmann mit Gedanken zu Pastor Lorenzen, dem guten Geist von Haus „Stechlin“, eine Gesprächsgrundlage bieten.

Im November hörten und sahen wir einen an kunstgeschichlichen Details reichen Diavortrag des Kunsthistorikers Dr. Jörg Kuhn über die Schicksale des Berliner Schinkelplatzes und der ihn nun wieder zierenden Denkmale Thaers, Schinkels und Beuths. Diese von Insiderwissen getragene Expertise Dr. Kuhns war – nach seinen Referaten über Kunstwerke von Begas und Otto Lessing – bereits die dritte in Folge, weitere sollen folgen.

Wegen einer sich noch über Jahre erstreckenden beruflicher Inanspruchnahme wird Dr. Mende Ende 2013 aus der Leitung des Zeuthener Fontane-Kreises ausscheiden. Eine „Auszeit“ aus gesundheitlichen Gründen nimmt auch unser Fahrtenleiter Rainer Rohleder. Beiden gilt unser Dank für alles, was sie – jeder auf seine Weise – zum Wirken unseres Freundeskreises beitrugen. Auf sie zu verzichten, fällt uns nicht leicht. Doch unsere Leitung – Frau Arndt, Frau Bandelow, Frau Mende, Frau Münzer, Frau Pansegrau, Frau Steyer, Frau Tosch, Frau Vogler und Dr. Kleine – sechs von Ihnen sind Mitglieder der Theodor-Fontane-Gesellschaft – sowie verlässliche Mitwirkende „hinter dem Vorhang“ sind sich einig, diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen.       

 

Programm für das 1. Halbjahr 2014

Sonnabend, 11. Januar 2014, 14.00 Uhr
Deutsches Historisches Museum (ehemals Zeughaus), Berlin, Unter den Linden 2
Besuch der Ausstellung Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses. Danach ein Abstecher zum Schinkelplatz

Sonnabend, 8. Februar 2014, 15.00 Uhr
Bibliothek Zeuthen, Dorfstraße 22
Antje Leschonski: Kindheitsspuren zwischen Havel und Oder. Buchvorstellung und Lesung, gemeinsam mit der Gemeindebibliothek

Sonnabend, 15. März 2014, 15.00 Uhr
DESY Zeuthen, Platanenallee 6, Seminarsaal III
Dr. Jana Kittelmann: Ein religiöser Sozialist? Zur Figur Pastor Lorenzens in Fontanes ‚Der Stechlin’. Vortrag und Gespräch

Sonnabend, 12. April 2014, 15.00 Uhr
DESY Zeuthen, Platanenallee 6, Seminarsaal III
Dr. Gotthard Erler: Fontanes Frauengeschichten. Eine Plauderei    

Sonnabend, 10. Mai 2014, 15.00 Uhr
DESY Zeuthen, Platanenallee 6, Seminarsaal III
Dr. Paul Irving Anderson: Metamorphosen. Das „vaterländische Thema“ in Fontanes erstem und in seinem letzten Roman. Vortrag und Gespräch
Nach einer Kaffeepause:
Horst Hölscher: Erkundungen zu Bohlsdorf, Fontanes erstem Schauplatz in ‚Vor dem Sturm’. Lichtbildervortrag

Sonnabend, 28. Juni 2014, 10.00 Uhr
DESY Zeuthen, Platanenallee 6, Seminarsaal III und Cafeteria
16. Zeuthener Fontanetag30 Jahre Ausstellung Fontane und Hankels Ablage
Dr. Joachim Kleine: Ein Rückblick und ein Ausblick.
Im Saal werden noch einmal die Tafeln der ersten Ausstellung von 1984 und andere Bilder, Entwürfe zu sehen sein.
Lesungen aus Arbeiten von und Korrespondenzen mit Schülern und anderen Besuchern der Ausstellung.
Nach der Mittagspause:
Mitwirkende des Fontane-Kreises Zeuthen lesen Szenen aus Ethy Schäfer-Sybens Streiflichtern, in denen die Schriftstellerin Fontanes Irrungen, Wirrungen bis in die Jahre des ersten Weltkrieges fortspann.

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