20 Jahre „Sektion Schleswiger Land“ der Theodor Fontane Gesellschaft

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Am 7. September 2016 hat die „Sektion Schleswiger Land“ mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Berbig ihr zwanzigjähriges Bestehen gefeiert. Unsere Vorsitzende Ulrike von der Goltz erinnerte an die Gründung der Sektion im September 1996, würdigte ihre Vorgänger Götz Krutein sowie Oliver Bruhns und vermittelte dann durch Hinweis auf eine Auswahl der rund 140 Veranstaltungen, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in der nördlichsten Sektion stattgefunden haben, einen Eindruck von der erstaunlichen Bandbreite der Themen. Sie ging dabei auch auf die Beiträge von Prof. Dr. Helmuth Nürnberger ein; der Gründungsvorsitzende und heutige Ehrenpräsident der Gesellschaft war in all den Jahren gewissermaßen Mentor der Sektion und hat es sich auch an diesem Abend nicht nehmen lassen, dabei zu sein. Ihr herzlicher Dank galt Herrn Ulf Hansen, der uns die Buchhandlung Rüffer stets in liebenswürdiger Weise als Veranstaltungsort zur Verfügung gestellt hat. Ulrike von der Goltz verwies darauf, dass sich mit der Wahl des Namens „Schleswiger Land“ von Beginn an der Anspruch verband, sozusagen „grenzüberschreitend“ zu wirken, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Tatsächlich ist es gelungen, nicht nur interessierte Mitglieder und Freude der Gesellschaft aus der Stadt Flensburg, dem Kreisgebiet und darüber hinaus bis zur Westküste und zur Kieler Bucht zu gewinnen, sondern auch solche, die nördlich Grenze leben, dauerhaft an die Sektion zu binden. Und so durften wir uns auch an diesem Abend darüber freuen, dass unsere dänischen Freunde abermals nach Flensburg gekommen waren. Im weiteren Sinne „grenzüberschreitend“ sind die Kontakte zu benachbarten Literaturgesellschaften, zu Schulen der Region und zum Deutschen Seminar der hiesigen Universität. Daran anknüpfend konnte unsere Vorsitzende den Anwesenden mitteilen, dass Prof. Dr. Matthias Bauer sich bereit erklärt hat, mit sofortiger Wirkung in die Leitung der Sektion einzutreten. Konsequenter Weise übernahm er es sogleich, den Referenten des Abends, den stellvertretenden Vorsitzenden der Theodor Fontane Gesellschaft, herzlich zu begrüßen, vorzustellen und die recht zahlreichen Zuhörer auf den Vortrag einzustimmen: „Ulk, Radau, Mumpitz: Gefeiert – und auch wieder nicht“.

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Prof. Berbig führte mit einem Blick auf die „Perlenhochzeit“ Fontanes in sein Thema ein und spannte dann einen weiten Bogen. Er ging nicht nur auf die zahlreichen feierlichen Ereignisse in Fontanes Leben ein, sondern bettete diese biografischen Fakten in einen gesellschaftlichen Kontext ein, der einerseits die komplexen Zusammenhänge zwischen Zurückhaltung und Selbstinszenierung, Erdulden und Genießen, unmittelbarer und nachträglicher Wahrnehmung bei Fontane erhellte. Andererseits boten diese Einblicke in die bürgerliche Welt des 19. Jahrhunderts immer wieder Gelegenheit, mit dem eigenen Leben zu vergleichen. Durch humorvolle und nicht selten selbstironische Zwischenbemerkungen unterstützte der Vortragende die lebhafte innere Auseinandersetzung mit dem Gehörten. Und so konnte auch eine scheinbar akademische Unterscheidung zwischen Fest und Feier für so manchen Zuhörer zu einem Aha-Erlebnis werden. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen die Gesamtstruktur des Vortrags auszubreiten oder auch nur den wesentlichen Gedankengang zusammenzufassen. Festzuhalten bleibt, dass die Anwesenden in Fontanes Zeit eintauchen und sein schwieriges Verhältnis zu Feierlichkeiten aller Art nachempfinden konnten.

Wie sehr Prof. Berbig das Interesse der Zuhörer geweckt hatte, zeigte die sich anschließende ungewöhnlich lebhafte Diskussion. Zahlreiche Elemente des Vortrags wurden aufgegriffen, gewürdigt und auf andere Zusammenhänge übertragen. Immer wieder kam der Austausch zwischen den Zuhörern und dem Referenten auf die facettenreiche Persönlichkeit unseres Lieblingsautors zurück, und Prof. Berbig fügte noch den einen oder anderen Mosaikstein ins Bild ein und deutete mehrfach an, wie viel es noch zu sagen gäbe. „Fontane liest man nicht aus“, pflegt Prof. Nürnberger zu sagen, und so lässt uns der intensive Austausch über den – im doppelten Sinne zu verstehenden – „Festvortrag“ von Prof. Berbig optimistisch in die Zukunft unserer Sektion schauen.

Ulrike Freifrau von der Goltz

Prof. Dr. Matthias Bauer

Dr. Harald Hohnsbehn

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Fotos: Paula Neitzel

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