Text: Eberhard Figlarek
Fotos: Monika Stoye
Der Leipziger Kreis der Theodor-Fontane-Gesellschaft hatte für den 28. August zu einer Veranstaltung der besonderen Art eingeladen. Schon der Veranstaltungsort ließ ahnen, dass diesmal nicht eines der Werke Fontanes oder spezielle Betrachtungsweisen darüber oder wissenswerte Details aus seinem Leben die Szene bestimmen würde. Treffpunkt für die kleine interessierte Besucherschar war das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in der Deutschen Nationalbibliothek, in deren Räumlichkeiten die Ausstellung „Die Welt in Leipzig. BUGRA 1914“ etabliert ist, die es durch eine organisierte Führung kennenzulernen galt.
Diese kompakt gestaltete Ausstellung erinnert an die „Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik (BUGRA)“ die 1914 zum ersten (und leider letzten) Mal in Leipzig stattfand. Diese internationale Exposition wurde damals dem Anspruch von Weltausstellungen als einer technischen Innovationsschau mit sowohl allgemeinem Bildungsanspruch als auch wirtschaftlichem Interesse durchaus gerecht. Sowohl die Ausdehnung des Ausstellungsgeländes (400.000qm am Völkerschlachtdenkmal), als auch die Anzahl der ausstellenden Nationen, nämlich 22, und die mehr als 2,3 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland legen davon Zeugnis ab.
Leider hat sich dennoch die Hoffnung der Veranstalter, dass die BUGRA durch Kulturvermittlung einen Beitrag zur friedlichen Völkerverständigung leisten könne, nicht erfüllt. Gegen Pulver und Blei waren Lettern und Druckerschwärze unterlegen – auf Grund des Ausbruchs des 1. Weltkrieges musste die Ausstellung jäh abgebrochen werden, und spielte danach im kulturellen Gedächtnis kaum mehr eine Rolle.
Es ist dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum zu danken, mit der Ausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek die Erinnerung an die „BUGRA 1914“ ein wenig aufzufrischen, bzw. überhaupt erst einmal eine gedankliche Verbindung zu diesem damaligen Fest des Buches herzustellen, wofür die heute, also nach 100 Jahren, nachweisbaren Bestände des Museums die alleinige Grundlage gaben.
Der Mitgestalterin der Ausstellung, Frau Schneiderheinze, ist es sehr gut gelungen, den Teilnehmern der eingangs erwähnten Führung dieses museale Anliegen auf sehr persönliche Art nahezubringen. Die Gestaltung ihrer Führung bestach nicht nur durch hohe fachliche Kompetenz, sondern vor allem durch die lebendige Art und Weise, mit der sie die Abteilungen und thematischen Komplexe der BUGRA darzustellen wusste.
Beginnend mit einem Gesamtüberblick über das Ausstellungsgelände, über die Halle der Kultur als deren zentralen Punkt, den Nachbau eines Chinesischen Gelehrtenhauses oder die Ausstellung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, bis hin zu frühen Schriftsystemen, Druck- und Einbandtechniken, zur Plakat- und Werbegrafik der (damaligen) Neuzeit – zu jedem der sieben Gebiete, nach denen die Ausstellung aufbereitet wurde, wusste Frau Schneiderheinze detaillierte und interessante Ausführungen zu machen und auch die am Ende der Führung aufgetretenen Fragen zur vollen Zufriedenheit der Besucher zu beantworten.
Für die war die anderthalbe Nachmittagsstunde unbestreitbar ein Gewinn, wofür sie mit freundlichem Applaus herzlich dankten.