Fontane-Kreis Leipzig: Das unbekannte Rütli-Mitglied Karl Zöllner und die Freundschaft zu Emilie und Theodor Fontane

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Obwohl Karl Zöllner gut 40 Jahre lang mit der Familie Fontane in enger Verbindung stand, ist über seine Biografie bisher sehr wenig bekannt. Es ist das Verdienst Lothar Weigerts, ein helleres Licht auf das Leben dieses unbekannten Tunnel- und Rütli-Mitglieds geworfen zu haben.

Die Ergebnisse seiner akribischen Recherche, die auch in den Fontane Blättern 98 (2014) veröffentlicht wurden, präsentierte er nun in einem am 21. Oktober in der Leipziger Stadtbibliothek gehaltenen Vortrag den Mitgliedern und Freunden des Leipziger Fontane-Kreises. In seinen kurzweiligen Ausführungen schritt der Referent zunächst die wichtigen biografischen Stationen aus Zöllners Leben ab, angefangen von der Kindheit in Ludwigslust und Schwerin, über die frühe literarische Prägung durch die Theaterbegeisterung des Vaters, der als erster Intendant des Schweriner Theaters in die mecklenburgische Theatergeschichte einging, über das Studium und die Promotion zum „Doktor der Rechte“ bis hin zur beruflichen Tätigkeit als Staatsanwalt und später als Stadtgerichtsrat.

Den zweiten Teil seines Vortrages nutzte Weigert, um auf die vielfältigen Beziehungen der Fontanes mit der Familie Zöllner aufmerksam zu machen. Dabei überließ er häufig Fontane selbst das Wort, zitierte etwa Eintragungen aus dem Reisetagebuch von einer gemeinsam unternommenen Reise oder trug einen Toast Fontanes auf seinen Freund vor, was der Anschaulichkeit seines biografischen Porträts durchaus zugutekam.

Schließlich ging der Referent auf Zöllners langjährige Arbeit als 1. Sekretär der Königlichen Akademie der Künste ein – in dieser Stellung Nachfolger Fontanes – und zeichnete ein Bild der letzten Lebensjahre, die von einer schweren Erkrankung überschattet waren. Insgesamt rundeten sich Weigerts Ausführungen zu dem Bild eines Mannes, der selbst vielleicht nur eine – mit Fontane zu sprechen – „Unberühmtheit“ war, aber durch seine umfassende Bildung, seine Geselligkeit und seine humoristische Lebenseinstellung die Achtung und Freundschaft vieler „Berühmtheiten“ gewann und daher wohl mit einigem Recht zu den zentralen Figuren im Berliner Geistes- und Kulturleben der zweiten Jahrhunderthälfte gezählt werden kann.

Text: Matthias Grüne
Foto: Monika Stoye

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