Von Ribbecks Birnen schmecken noch immer: Bericht über Fontanes „Herr von Ribbeck“ im Unterricht

Vom Lesepaten des Fördervereins der Stadtbibliothek Flensburg, Herrn Helmut Dahmer, der seit 1 ½ Jahren an der Handewitter Grundschule tätig ist, erhielt Frau Ulrike von der Goltz, Vorsitzende der «Sektion Schleswiger Land» der Fontane-Gesellschaft, den folgenden Bericht über ein erfolgreiches und zugleich anregendes Unterrichts-Projekt:

1Im Februar dieses Jahres stand in der 4. Klasse der Handewitter Grundschule das Thema Textsorten auf dem Programm. Für den Bereich Balladen wählte die Klassenlehrerin, Frau Anne Succo, Fontanes »Herr von Ribbeck« aus. In lebhafter Arbeit mit den 10- und 11-jährigen Kindern wurden hör- und sehbar gute Ergebnisse erzielt, denn die Jungen und Mädchen durften den auf vier Seiten verteilten Text des originellen, birnenförmigen Arbeitshefts selbst illustrieren.

2Alle Ergebnisse hätten es verdient, hier vorgestellt  zu werden. Sophies Bilder zeichnen sich durch eine detailsichere Umsetzung der Ballade zu vier Bildgeschichten aus, deren inhaltliche Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig lässt und zugleich als Beispiel für das unverfälschte Wertempfinden von Kindern stehen kann. In einem freiwillig ergänzten Text erklärt Sophie ihre Idee für Bild 3: „Park mit Zaun: Der Sohn von Herrn Ribbeck hat den Park und den Birnbaum streng verwahrt und wenn Kinder kamen, jagte er sie davon“      

Bilder von Sophie Andresen, Klasse 4c, Handewitt (ohne Textseiten) – zum Vergrößern auf die Bilder klicken:

3 4 5 6                                     

Zu ihrer langjährigen Arbeit mit Fontanes „Herr von Ribbeck“ schreibt die Klassenlehrerin folgenden Text, der zugleich eine Anregung für weitere „von-Ribbeck“-Projekte sein kann:

‚Die Ballade «Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland« ist seit vielen Jahren fester Bestandteil meines Deutschunterrichts in der vierten Klassen. Durch den klar gegliederten zeitlichen Aufbau und die Anschaulichkeit des Textes erfassen die Kinder den Inhalt meist mühelos. Motivierend wirkt die geheimnisvolle und spannende Stimmung, die das Gedicht durchzieht. Besonders begeistert die Schüler der alte Gutsherr in seinem fürsorglichen, weisen Verhalten und Wirken über den eigenen Tod hinaus.               

7Die Wertigkeit einer Birne vor einhundert Jahren im Verhältnis zu heute vermittelt den Kindern einen gut verständlichen Zugang zur Lebensweise in der damaligen Zeit, die sie immer wieder in Erstaunen versetzt.

Das märchenhaft anmutende Ende des Gedichts, der flüsternde Geist Ribbecks aus dem Birnbaum über seinem Grab, fasziniert die Kinder durch seine Endlosigkeit. Die Sprache des Textes, besonders die ins Plattdeutsche gesetzten wörtlichen Reden, fordern die Kinder zum Sprechen auf. Plattdeutsch wird an der Schule als Arbeitsgemeinschaft angeboten, deshalb besteht hier für viele Kinder auch eine gewisse Nähe und Vertrautheit. Das ist sicher auch ein Grund, warum die Kinder ohne Klagen dieses lange Gedicht mit Freude und Stolz auswendig gelernt immer wieder gern vortragen. Auch regt die Ballade zu einer szenischen Darstellung mit vielen Schülern einer Klasse an.‘

Zu guter Letzt gab es „Belohnungen“ für die Akteure. Sophie erhielt von Frau von der Goltz einen sehr schönen, anerkennenden Dankesbrief und einen Büchergutschein. Lesepate und Klassenlehrerin durften sich über ein Exemplar der „Ersten Geschichten“ Theodor Fontanes freuen.

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Auf dem Bild: Lesepate Helmut Dahmer, Sophie, Klassenlehrerin Anne Succo   

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